Die Musikkapelle Rannariedl trägt den Namen der Herrschaft und Burg Rannariedl. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde unsere Gegend im Auftrag der Passauer Bischöfe gerodet und der neu gegründeten Rannaburg als Herrschaftsgebiet unterstellt. Als Eigentum des Hochstiftes Passau wurde unsere Heimat mehrmals verpfändet oder gegen andere Besitzungen eingetauscht. Im Jahr 1506 kam das Herrschaftsgebiet an Österreich und wurde 1765 zwischen Österreich und Passau aufgeteilt. Der nördliche Teil ging wieder an das Hochstift Passau und der südliche blieb bei Österreich. Die Grenzsteine erinnern heute noch an diese Teilung.
1783 geschah die kirchliche Abtrennung von der passauischen Pfarre Gottsdorf und Rannariedl wurde eine eigene Pfarre. 1849 wurden auf dem ehemalischen Herrschaftsgeiet die beiden Gemeinden Neustift und Rannariedl errichtet, die 1939 zu einer Gemeinde mit dem Namen Rannastift zusammengelegt wurden.
1974 wurde der Gemeindename in Neustift umbenannt. Der Name Rannariedl lebt aber in der Pfarre, in der Feuerwehr und in unserer Musikkapelle weiter.
Im Jahr 1894 kam Anton Wiener als neuer Schullehrer an die einklassige Volksschule Rannariedl.
Bereits in den ersten Wochen seiner Tätigkeit gründete er eine Blasmusikgruppe und fand in Matthias Gottinger, der eine Krämerei in Rannariedl führte, in Leopold Arnezeder, dem Postmeister und Gastwirt der Schloßtaverne, sowie in den Bauersleuten aus Dorf Josef Bauer und Otto Mayrhofer seine ersten Musikanten.
Im Jahr 1897 wurde die Musikkapelle behördlich registriert.
Als Anton Wiener im Jahr 1905 als Lehrer nach Hargelsberg kam, hatte er schon eine zusammengeschweißte Kapelle hinterlassen, die offenbar von Matthias Gottinger als Kapellmeister geführt wurde. Nach ihm übernahm Rudolf Wagner die Funktion des Kapellmeisters und hatte sie bis 1939 inne.
Auf einem Gruppenfoto der Kapelle Rannariedl aus dem Jahr 1937 sind schon 22 Musikanten sichtbar: (siehe Foto links)
Ein Protokoll aus dem Jahr 1936 nennt folgende Funktionäre der Musikkapelle Rannariedl: Obmann: Otto Mayrhofer; Kapellmeister: Rudolf Wagner; Schriftführer und Kassier: Schullehrer Karl
Krenn; Archivar: Anton Bauer.
Musikprobe wurde beim jeweiligen Kapellmeister abgehalten bzw. in der Schloßtaverne, die von Leopold Arnezeder und nach 1933 von Anton Bauer bewirtschaftet wurde.
Die Taverne war der Mittelpunkt der Kapelle. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland wurde alle Vereine und damit auch die Musikkapelle Rannariedl aufgelöst. Ein letzter
Auftritt war die Primiz von Hw. Hr. Karl Gabriel aus Dorf am 19. Juli 1939. Anton Mayrhofer aus Altenhof fungierte bei diesem Fest als Kapellmeister, da die örtlichen
Funktionäre aus Parteigehorsam sich weigerten bei der Primiz aufzuspielen. Damit war vorerst das Ende der Musikkapelle gekommen.
Aber auch während des Krieges spielten einzelne alte Musikanten (Wagner, Gottinger, Bauer, Mayrhofer) bei den Gefallenenehrungen beim Kriegerdenkmal in Rannariedl.
Nach dem Krieg war es Otto Mayrhofer jun., der einen Neuanfang wagte. Er war während des Krieges bei der Regimentsmusik gewesen. Mayrhofer organisierte die Instrumente, schrieb händisch die Stimmen, war zugleich Kapellmeister, Kassier und Archivar. Das Notenmaterial wurde von Heinrich und Anton Fenzl aus Dorf und Franz Lachner aus Steinlacken geschrieben. Geprobt wurde wöchentlich am Samstag bei Otto Mayrhofer, oder Sonntagnachmittag, wenn Mayrhofer mit der Tanzmusik unterwegs war.
Am Ostersonntag 1946 feierte die Musikkapelle Rannariedl ihre Auferstehung, die erste Ausrückung nach dem Krieg. Es wurde von Rannariedl bis zum Bühel beim Dorf gespielt. 4 Märsche erklangen damals zur Freude der Bevölkerung: der Castaldo Marsch, der Feldherrnmarsch, Alte Burschenherrlichkeit, und der Kärtnerliedermarsch. In den folgenden Jahren wurde am Ostersonntag bis Haitzendorf geblasen und das Repertoire erweitert: Heinzelmännchens Wachparade, Wiener Mädel, Fliegender Holländer.
1948 lies Otto Mayrhofer eine Korn - und Erdäpfelsammlung für die Ausstattung der Musikkapelle mit einer Uniform durchführen. Otto Mayrhofer bildete Musikanten auf allen Instrumenten aus und führte die Musikapelle bis zum Bezirksmusikfest 1951 als Kapellmeister.
Erster Stabführer nach dem Krieg war Otto Kalischko und Obmann war Alois Berger.
Das 50jährigen Bestehen der Musikkapelle Rannariedl, das mit einem Bezirksmusikfest in Rannariedl gefeiert wurde, endete mit einem Zerwürfnis zwischen Kapellmeister und Musikkapelle. Rudolf Wagner sprang als Kapellmeister ein, mußte aber aus Gesundheitsgründen diese Funktion 1952 wieder zurücklegen. Daraufhin übernahm Leopold Weiß aus Pühret als Obmann die Musikkapelle und Franz Lachner die Stelle des Kapellmeisters. In der Folge wurden die Musikproben in die Gaststube Weiß in Pühret verlegt, wofür eigens Bänke für die Probe in der Gaststube gezimmert wurden. Die Probentätigkeit wandelte sich immer mehr zur Abendunterhaltung einzelner spendabler Gäste, was der Entwicklung der Musikkapelle sehr abträglich war. Die Kapelle schrumpfte auf 12 Mitglieder. In dieser Krise sprang Otto Mayrhofer 1964-1966 neuerlich als Kapellmeister ein. 13 Instrumente wurden neu angekauft und die anderen umgestimmt. Bei der nächsten Obmannwahl kam es wieder zu Konflikten. Schließlich wurde Josef Pamminger zum Obmann bestellt und Franz Bauer übernahm die Stelle des Kapellmeisters. Musiklehrer waren in dieser Zeit: Franz Bauer für alle Instrumente, Josef Fesel für Blechinstrumente und Baßflügelhorn, Josef Wundsam f. Blechinstrumente.
1967 fand im kleinen Saal des Gasthaus Weiß die erste Jahreshauptversammlung des Musikvereines Rannariedl statt. Seit 1965 waren schon Mitglieder geworben worden.
1968: erster Ball; erste Ausrückung von Josef Pamminger mit Stab und Schärpe beim Gründungsfest des Kameradschaftsbundes Neustift. In diesem Jahr begannen die Fahrten zu den Fachtagungen des Landeskapellmeisters Zemann zum Aufbau eines Bezirksmusikwesens. Franz Bauer und Josef Pamminger nahmen daran teil. LKM Zemann bemühte sich sehr um Kapellmeister Bauer.
Im selben Jahr stellte die Freiwillige Feuerwehr Rannariedl die Hosen für eine neue Tracht zur Verfügung. Rock, Hut und Leibchen wurden aus Spenden einer Haussammlung neu angekauft. In den folgenden Jahren wuchs die Kapelle stark an, sodass neue Trachten dazu geschneidert werden mussten. Schließlich war die Tracht sogar dreifarbig geworden, weil die gleichfarbigen Stoffe nicht mehr zu bekommen waren. 1979 war die Musikkapelle auf 36 Mann angewachsen. Dies beweist den hervorragenden Ausbildungseifer unter Kapellmeister Franz Bauer und Obmann Josef Pamminger.
1979 entschied man sich für den Ankauf einer einheitlichen Tracht für die ganze Kapelle. Sie wurde finanziert durch zahlreiche großzügigen Spenden aus der Bevölkerung und der öffentlichen Hand und war 25 Jahre lang das äußere Kennzeichen der Rannariedler Musikkapelle.
Im Herbst 1983 legte Kapellmeister Franz Bauer seine Funktion nieder. Alois Reiter wurde Stabführer und Alfred Pamminger wurde zum neuen Kapellmeister ernannt. Er führte unsere Musikkapelle über 20 Jahre bis zum Jahr 2004. In dieser Zeit seiner Tätigkeit fallen die jährlichen Teilnahmen an den Bezirksmusikfesten, Auftritte in Holland und Deutschland, die Einführung der Jahreskonzerte sowie der Beginn der Ausbildung der Jungmusiker an den umliegenden Musikschulen. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit als Kapellmeister und der seines Vaters Josef Pamminger als Obmann des Musikvereins wurde auch der Einzug in das neue Musikheim am 19. Juli 1997.
Von 1974-1993 hatte die Musikkapelle ihre Proben in einem leer stehenden Klassenzimmer der Volksschule Pühret abgehalten. Als der Klassenraum wieder für Unterrichtszwecke benötigt wurde übersiedelten die Musikanten in den Kellerraum des Gasthauses Weiß in Pühret. Damit begannen die ernsten Verhandlungen über die Errichtung eines eigenen Probelokals mit der Gemeinde, nachdem ein erster Anlauf 1981 gescheitert war. Die Gemeinde entschied sich für den Anbau an die Volksschule. Nach Fertigstellung des Rohbaus besichtige im Herbst 1995 eine Abordnung des Musikvereins mehrere Musikheime in den umliegenden Orten um Vorschläge für die Ausgestaltung zu sammeln. Der Musikverein übernahm die Arbeit für die Verlegung der Böden und die Errichtung einer Akustikdecke in Eigenregie. Weiters finanzierte er die Einrichtung des Aufenthaltsraumes. Die Pläne und Beratung für die Vorhaben kamen von den Musikerbrüdern Erwin und Leopold Kalischko aus Pühret. Insgesamt leistete der Musikverein 1700 Arbeitsstunden und 400 000,-- Schillinge für das neue Musikheim. Der restliche Teil wurde aus öffentlichen Mitteln finanziert. Neben der Leistung der Brüder Kalischko ist der große Einsatz von Obmann Josef Pamminger und seiner Gattin Franziska für unser Musikheim hier zu dokumentieren.
Im Jahr 1999 übergab Josef Pamminger nach 33 Jahren seine Obmannstelle an Erwin Wallner als neuem Obmann. in dessen Hand lagen auch alle Vorbereitungen für das Bezirksmusikfest 2004, das unter einem besseren Stern stand als jenes im Jahr 1951.
Am 20. März 2004 konnte Kapellmeister Alfred Pamminger nach 20-jährigem Einsatz als Kapellmeister seinen Dirigentenstock an den jungen und damals bestens ausgebildeten Musiker unserer Musikkapelle Arnold Kehrer übergeben. Damit ist ein in der Geschichte der Musikkapelle Rannariedl bis jetzt stets schwieriger Übergang nach guter Vorbereitung meisterhaft vollzogen worden.
Im Jahr 2009 übernahm Herbert Mayrhofer die Funktion des Stabführers und führte in dieser Zeit die tollen Ergebnisse bei Marschwertungen fort. Beim Bezirksmusikfest mit Marschwertung in St. Stefan am Walde übergab Alois Reiter den Tambourstab während des Showprogrammes an Herbert Mayrhofer. Dies wurde traditionell mit einem Stamperl Schnaps besiegelt, was jedoch den Bewertern weniger gefielt. So wurde der Kapelle mit 89,69 Punkten "nur" ein "Sehr Gut" vergönnt. Seitdem erreichte der Musikverein Rannariedl jedes Jahr einen AUSGEZEICHNETEN ERFOLG bei den Marschwertungen.
Im Jahr 2012 legte Obmann Erwin Wallner sein Amt zurück und mit Franz Rosenberger konnte ein Nachfolger gefunden werden.
Mit Severin Weidinger konnte 2017 ein neuer Stabführer gefunden werden. Er besuchte im Frühjahr 2018 den Stabführerkurs bei Bezirksstabführer Gerald Herrnbauer und trat im selben Jahr zur Marschwertung in Kollerschlag mit Showprogramm an. Die Erfolgsserie ist seither nicht abgerissen. Auch mit ihm erreichten wir nur Ausgezeichnete Erfolge.
Seit 2017 absolviert unser Flügelhornist Florian Höglinger die Kapellmeisterausbildung und fungiert derzeit als Kapellmeister-Stellvertreter.
Derzeit besteht unser Musikverein aus 51 aktiven Musiker/innen inkl. Stabführer und 4 Marketenderinnen.
Im Jahr 2020 fielen etliche Ausrückungen der Corona-Pandemie zum Opfer. So musste der seit 1946 bestehende Osterweckruf erstmals abgesagt werden. Auch das traditionelle "Fest des Jahres", welches die Haupteinnahmequelle unsere Vereines ist, konnte nicht stattfinden.
1894-1905
Anton Wiener, Rannariedl
1935-1939 und 1951-1952 Rudolf Wagner, Rannariedl
1952-1964
Franz Lachner, Steinlacken
1984-2004
Alfred Pamminger, Großmollsberg
1905-1935
Mathias Gottinger, Rannariedl
1945-1951 und 1964-1966
Otto Mayrhofer, Dorf
1966-1983
Franz Bauer, Maisreith
2004-
Arnold Kehrer, Steinlacken
1936-1939 uns 1945-1951
Otto Mayrhofer
1958-1959
Siegfried Graf
1966-1999
Josef Pamminger
2012-
Franz Rosenberger
1951-1958
Alois Berger
1960-1966
Leopold Weiß
1999-2012
Erwin Wallner
vor 1939 und 1945-1951
Matthias Gottinger
1958-1959
Siegfried Graf
1984-2009
Alois Reiter
Nov. 2017-
Severin Weidinger
1952-1958
Otto Kalischko
1966-1984
Josef Pamminger
2009-2017
Herbert Mayrhofer
Einige Bilder aus unserem Bilderarchiv der Anfänge des Musikvereines Rannariedl.